Historisches Bahnhofsgebäude
Bahnhof Winden als Knotenpunkt
Geschichte
Bereits in 1830 entstehen erste Pläne für eine linksrheinisch geführte Eisenbahntrasse, welche von Mainz über Ludwigshafen bis nach Basel führen soll. Zunächst wird 1849 eine Verbindung zwischen Ludwigshafen und den saarländischen Kohlebergwerken realisiert, die Ludwigsbahn. 1844 spricht sich der Kandeler Bürgermeister für eine Verbindung zwischen Neustadt und Karlsruhe aus. Nachdem sich im Jahr 1850 Bürger aus Dörfern an der Haardt zusammengeschlossen und drei Millionen Gulden gesammelt haben, gründen sie eine Eisenbahngesellschaft als Schwestergesellschaft zur Ludwigsbahn, deren Linie von Neustadt über Edenkoben und Landau nach Bergzabern und Weißenburg führen sollte. Da das Geländeprofil jedoch zwischen Landau und Bergzabern/Weißenburg deutlich hügeliger ist, entschied man sich wegen der geringeren Erdarbeiten für die Streckenführung durch die Ebene, also über Winden. Allerdings sollte der Bahnhof zunächst in Steinweiler entstehen; weil jedoch der beauftragte Bauingenieur Depré im größeren Steinweiler kein Quartier fand, sondern in Winden, soll dieser einfach die Errichtung des Bahnhofs nach Winden verlegt haben, so berichtete es Karlheinz Müller. Nachdem der bayrische Staat per Gesetz 1852 eine vierprozentige Zinsgarantie auf das Baukapital für die Strecke übernommen hatte, erhielt diese zu Ehren des damaligen Königs Maximilian II Joseph von Bayern, gleichzeitig pfälzischer Landesherr, den Namen Maximiliansbahn. Am 18. Juli 1855 wurde das 19 km lange Teilstück Neustadt – Landau eröffnet, am 26. November desselben Jahres war die Strecke weiter über Winden nach Weißenburg befahrbar. Da Bergzabern nun nicht an die Strecke angeschlossen war, wandte sich der dortige Gewerbeverein 1862 an das zuständige Bezirksamt mit der Anfrage um eine Strecke von Winden über Bergzabern, Pirmasens und Dahn nach Zweibrücken. Nach einigen Auseinandersetzungen um Grundstücksverkäufe konnte der erste Bauabschnitt zwischen Winden und Bergzabern 1869 begonnen und bereits im April 1870 fertiggestellt werden. Pläne, die Bahnlinie nach Pirmasens fortzuführen, wurden zwar 1871 beschlossen, dann jedoch in Folge des deutsch-französischen Krieges 1870/71 aufgegeben. In dieser Zeit wurde aus militärischen Gründen auch ein zweites Gleis für die Strecke Winden-Weißenburg errichtet. Die Strecke wurde zu jener Zeit militärisch genutzt, die Strecke nach Bergzabern sogar teilweise für den öffentlichen Verkehr gesperrt. 1859 wird erneut die Verlängerung der Maximiliansbahn über Kandel und Wörth nach Karlsruhe aufgegriffen. Diese Streckenführung wird trotz des Widerstands aus Germersheim (die eine Strecke von dort über Bruchsal nach Karlsruhe favorisierten) im Juni 1862 genehmigt. Die Strecke wird bereits zwei Jahre später bis zum Rhein in Betrieb genommen und ab Mai 1865 bis Karlsruhe. Dabei muss jedoch ein zweimaliger Lokwechsel an der damals neu errichteten Maxauer Schiffsbrücke vorgenommen werden, weil die schweren Lokomotiven nicht für diese geeignet waren.
Der Bahnhof als Arbeitsumfeld
Der Bahnhof Winden war sowohl in der Bauphase als auch später nach Inbetriebnahme ein wichtiger Arbeitgeber: Bauern arbeiteten teilweise als Fuhrleute, Tagelöhner hatten bei der Bahn einen höheren Verdienst als in der Landwirtschaft und neue bahnspezifische Berufe wie Arbeiter im Gleisbau und im Stellwerk sowie Lokomotivführer kamen hinzu. Damit ließen sich in Winden auch neue Bewohner nieder und der Bahnhof Winden entwickelte sich zu einem eigenen, außerhalb des Dorfes gelegenen Wohnort. Das führte einerseits zu einer gewissen Unabhängigkeit der Bewohner, jedoch auch zu ihrer Bezeichnung als Bahnhöfler.
Die Bahnhofsgebäude
Windens Bahnhof entstand 1855 als Stationsgebäude, welches später um weitere Anbauten ergänzt wurde. Die auf den Bahnsteigen erhaltenen Gusseisensäulen im Renaissancestil wurden in der Eisengießerei Gienanth in Eisenberg gefertigt. Die Unterführung von Bahnsteig eins auf zwei/drei entstand erst 1910. Im Jahr 1923 wird der da schon bestehende Knotenbahnhof erneut ausgebaut. Zur damaligen Zeit war Winden Haltebahnhof für internationale Schnellzüge in die Schweiz und nach Frankreich, so dass auch Zollformalitäten hier auszuführen waren. Östlich der Gleise gab es einen Güterbahnhof mit entsprechenden Gleisanlagen. 1988 wurde dieser Holzbau abgetragen, ein Neubau für einen Raiffeisenmarkt entstand dort. Das nördliche der beiden Stellwerke stammt noch aus dem 19 ten Jahrhundert und weist den damals üblichen Baukörper mit einem massiven Unterbau aus gelben und roten Sandsteinquadern und aufgesetztem Fachwerk, das 1980 verputzt wurde, sowie einer Außentreppe auf.
Stilllegung und Reaktivierung der Strecken Winden -Bad Bergzabern und Winden -Weißenburg
Neben der zunehmenden Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße und dem Zuwachs des Individualverkehrs spielte auch die Verlagerung der Zollabfertigung von Winden nach Landau eine Rolle dafür, dass der Bahnhof Winden an Bedeutung verlor.
Der Zugverkehr auf der Strecke Winden-Bad Bergzabern wurde am 26.9.1981 eingestellt, weil man den Einsatz von Bussen für rentabler hielt. Knapp 14 Jahre später, am 23.9.1995 konnte die Strecke jedoch wieder eröffnet werden. Ebenso wurde 1974 die Stilllegung der Strecke Winden – Weißenburg beantragt, hier konnte der Schienenverkehr erst am 1. März 1997 wieder aufgenommen werden.
Heute ist Winden wieder ein Bahnknotenpunkt im Regionalverkehr. Die auf der Westseite errichtete Park & Ride-Anlage bietet vor allem Pendlern die Möglichkeit, von der Straße auf die Schiene zu wechseln. Bereits seit 2019 liegen Pläne für eine weitere Park & Ride-Anlage auf der Ostseite des Bahnhofsgeländes vor, die bislang noch nicht umgesetzt worden sind.